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Patrick Richardt: Soll die Zeit doch vergehen (Review)
Artist: | Patrick Richardt |
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Album: | Soll die Zeit doch vergehen |
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Medium: | CD | |
Stil: | Deutsch-Rock, von der Hamburger Schule geprägt, und Singer/Songwriter |
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Label: | Grand Hotel Van Cleef / Indigo | |
Spieldauer: | 44:48 | |
Erschienen: | 03.03.2017 | |
Website: | [Link] |
Er war nach seinem Debüt mit dem verunsichernden Titel „So, wie nach Kriegen“ sowie als ehemaliges Bandmitglied der Indie-Popper OH, NAPOLEON ein wenig – oder genau genommen vier Jahre lang - in der Versenkung verschwunden. Das hatte (leider) auch einen guten Grund, der sich zugleich recht deutlich auf das neue Album „Soll die Zeit doch vergehen“ von PATRICK RICHARDT auswirkt. Denn der überraschende Erfolg seines Debüts, besonders von „Adé, Adé“ hatte nicht nur positive Auswirkungen auf den jungen, damals 24jährigen Musiker. Angstzustände und Depressionen plagten ihn, auch wenn er selber diese Tatsache noch etwas euphemistisch ausdrückt: „Ich hing ‘ne Weile bis lang durch und hab‘ wenig bis gar nichts auf die Kette gekriegt. Ist wieder besser jetzt.“ Verstehen kann man ihn, der nach vielen Solo-Auftritten und Support für KETTCAR, SPORTFREUNDE STILLER sowie THEES UHLMANN – die auch als idealer Vergleich für sein neues Album herhalten können – ausgebrannt schien. Denn die Erwartungen waren sehr hoch, manchmal wohl unüberwindlich, nachdem der „Musikexpress“ festgestellt hatte: „Er hat das Zeug zum Star“, und das „Intro“-Magazin mit: „Udo Lindenberg und Jan Plewka heulen sich die Augen aus vor Neid“, noch einen drauflegte.
„Soll die Zeit doch vergehen“ heißt wohl nicht umsonst deswegen sein zweites Album – und es ist musikalisch und textlich rotziger geworden, so als hätte Richardt sich von seinen anfänglichen BOSSE- & POISEL-Inspirationen mit einer Kehrtwende einem RIO REISER zugewandt, wofür der Titel-Song zugleich das beste Beispiel ist: „Soll die Zeit doch vergehen, ich bin doch sowieso nur eine Zahl im System.“
Auch das deutlich KETTCAR-inspirierte „I.D.E.A.L.“ deutet auf den Richtungswechsel des älter und reifer gewordenen Musikers hin, der sich mit seinen gelungenen Songs manchmal ein bisschen selber therapiert sowie nach und nach aus dem Loch krabbelt, in das er „So, wie nach Kriegen“ gefallen war.
Auf „Soll die Zeit doch vergehen“ ist PATRICK RICHARDT rockiger und nachdenklicher geworden und probiert sich an deutschrockigen Rhythmen, die musikalisch und textlich stark von der Hamburger oder Berliner Schule geprägt sind und an zerbrechlicher Singer-Songwriter-Melancholie. Gut gemischt, aber stimmlich nicht immer die pure Offenbarung. Und während Richardts erstes Album noch einen starken Demo-Charakter versprühte, ist sein zweites sehr professionell gemixt und gemastert, vielleicht fallen gerade darum ein paar Schwierigkeiten beim Gesang auf, der wohl besser zu einer Demo-Scheibe als zu einer sauber produzierten LP passt. Doch wenn die nach mehrfachem Hören vielleicht ein wenig zu knistern anfängt, werden wir uns mit PATRICK RICHARDT und seiner vergänglichen Zeit sehr wohl fühlen.
Der Hiddentrack „In leiser Hoffnung“ verabschiedet uns, offensichtliche Erinnerungen an Richardts Debüt weckend, aus dem aktuellen Album. Es ist ein trauriger Song geworden, in LEIDENschaftlicher Melancholie vorgetragen und ausschließlich mit akustischer Gitarre begleitet: „Was einmal war, wird nie für immer sein, jeder wird am Ende Schutt und Asche sein.“ Ein Optimist klingt anders, aber die Nachdenklichen, manchmal pessimistisch Grübelnden schaffen sowieso die bessere Kunst, die bewegenderen Lieder. Bleibt abzuwarten, wie es in Zukunft mit diesem begnadeten noch nicht einmal dreißigjährigen Musiker weitergeht.
FAZIT: Sorgen-, aber auch hoffnungsvoll klingt das schwere Zweitwerk „Lass die Zeit doch vergehen“ des jungen deutschen Liedermachers PATRICK RICHARDT, der sehr gerne auch rockige Töne anschlägt und der Hamburger Schule huldigt. Nach vier Jahren Stille – wohl dem Stress um seinen Hype nach „So, wie nach Kriegen“ (2013) geschuldet, ist der Krefelder mit einem Album zurück, auf dem er mit seiner mitunter etwas sonoren Stimme Geschichten vom Alltag erzählt. Einem Alltag, in dem manchmal auch keine rosaroten Brillen mehr helfen.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Euphorie
- Rotterdam
- Soll die Zeit doch vergehen
- Hand aufs Herz
- I.D.E.A.L
- Wüste Sahara
- Sag mir Bescheid
- Zu dir zu uns zurück
- Tanzen gehen
- König Alkohol
- Panikherz
- Wie weit
- Alte Dame weite Welt
- In leiser Hoffnung (Hidden Track)
- Bass - Stephan Selbach
- Gesang - Patrick Richardt
- Gitarre - Patrick Richardt, Benjamin Kronski
- Keys - Patrick Richardt, Benjamin Kronski
- Schlagzeug - Daniel Klingen
- Sonstige - Markus Türk (Trompeten & Posaunen)
- Soll die Zeit doch vergehen (2017) - 10/15 Punkten
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